Eine Zuchtschau ist kein großes Ding. Weder Führer noch Hund müssen irgendwelche Mätzchen beherrschen, sondern sollen nur das abrufen, was ohnehin beherrscht werden sollte. Im Wesentlichen heißt das, dass der Hund sich wie beim Tierarzt halbwegs entspannt auf den Tisch stellen, anfassen und untersuchen lässt. Insbesondere die Inspektion von Maul und Zähnen soll der Hund über sich ergehen lassen. Nein, der Hund muss das nicht das Tollste finden, das ihm je widerfahren ist und man darf ihm das auch anmerken. Der Hund sollte aber nicht dauerhaft panisch zu fliehen versuchen oder aggressiv gegenüber der richtenden Person werden.
Wenn das einschließlich der Abfrage des genauen Alters, des Messens des Brustumfangs und im Fall des Rüden der Kontrolle der Männlichkeit auf Vollständigkeit und korrekten Sitz erledigt ist, darf man laufen.
Dabei heißt es, Ruhe zu bewahren. Natürlich ist man aufgeregt und man will den Betrieb nicht aufhalten. Dennoch wird der Hund in aller Ruhe vom Tisch genommen und links neben dem Führer auf den Boden gesetzt, die Halsung und Leine werden so weit erforderlich gerichtet (die Hunde schütteln sich gerne erstmal, wenn sie der fremden Person entkommen sind, die da eben so unangemessen intim wurde), man nimmt Kontakt mit dem Hund auf und gibt das Signal zum Losgehen. Dann wird entgegen dem Uhrzeigersinn bei Fuß gelaufen, bis die richtende Person damit fertig ist, den Hund zu besprechen und Führer und Hund entlässt.
Wozu das Ganze? Es soll beurteilt werden, inwieweit der Hund den im FCI-Standard 148 für Dachshunde formulierten allgemeinen Zuchtzielen der Hunderasse entspricht. Der Grad der Entsprechung wird mit Hilfe des so genannten Formwerts, den die richtende Person schließlich zuerkennt, ausgedrückt. Anatomie und Bewegung des Hundes sind dabei die hauptsächlichen Beurteilungsfelder, aber auch das Wesen des Hundes fließt über das gezeigte Verhalten in das Gesamturteil mit ein.
Wie jedes Ding kann man auch eine Zuchtschau unter verschiedenen Blickwinkeln betrachten.
Das eine – und für uns maßgebliche – ist, möglichst alle Nachzuchten wenigstens einmal im Leben einer halbwegs objektiven Beurteilung zu unterziehen. Man will ja schließlich mitbekommen, was man da in der Zucht so angestellt hat, wo man sich beruhigt und auch ein wenig stolz zurück lehnen kann, aber auch wo vielleicht eine Verpaarung nicht die Ergebnisse zeitigte, die man sich vorgestellt hat und künftig gegengesteuert werden sollte.
Gerade wenn die Welpen in ein Dasein als ausschließlicher Familienhund entlassen werden ist die Zuchtschauvorstellung, die wir in der Regel von allen Welpenkäufern erwarten, für uns die einzige Möglichkeit, sich aus der meist gegebenen Ferne einen Eindruck vom ausgewachsenen Hund zu verschaffen.
Der andere – und für die meisten unserer Welpenkäufer unmaßgebliche – Aspekt ist folgender: Jedenfalls mit dem Formwert „vorzüglich“ oder „sehr gut“ hat der Hund schon einmal eine der vielen Hürden zur etwaigen Erlangung der Zuchtzulassung genommen, und tatsächlich werden immer noch die meisten Hunde aus diesem Grund zur Zuchtschau vorgestellt.
Das ist uns offen gestanden zu wenig. Wenn man nur eine Auslese, die ohnehin in die Zucht soll, zeigt kann man kaum erwarten, ein realistisches Bild seiner Arbeit zu erhalten. Es ist wie überall: interessant sind nicht die, die so sind, wie man so zu sein hat, sondern die mit Eigenarten.