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Zum 157. Geburtstag wieder einen Vornamen!*

    Als ich vor einiger Zeit endlich die Originalausgabe von „Der Dachshund“ des Emil Ilgner (Verlag von J. Neumann, 1896) erstehen konnte stutze ich gleich bei der dritten Abbildung eines Teckels der damaligen Jetztzeit auf Seite 10, denn dort war als Bildunterschrift zu lesen „Schlaula – Reinecke (schwarz mit rostbraun) Besitzer R. Benda, Biesenthal“.

    Schlaula-Reinecke (schwarz mit rostbraun). Besitzer: R. Benda, Biesenthal.
    Schlaula-Reinecke (schwarz mit rostbraun). Besitzer R. Benda, Biesenthal.
    Tiger-Reinecke (gefleckt). Besitzer: R. Benda, Biesenthal.
    Tiger-Reinecke (gefleckt). Besitzer: R. Benda, Biesenthal.

    Da wir gerade im Begriff waren, ein Grundstück eben in Biesenthal zu erwerben um uns und den Botzensteiners Teckeln das Leben schön zu machen, erregte das natürlich meine Aufmerksamkeit, zumal dem weitere Bilder von Kurz- und Rauhaarteckeln, insbesondere auch Tigerteckeln, aus diesem Zwinger folgten. Kollege Zufall war also wieder am Werk, dachte ich, und ließ wohlwollend den Blick über unsere eigenen Tiger schweifen.

    R. Benda-Biesenthal, langjähriger Präsident des Deutschen Teckel-Klubs
    R. Benda-Biesenthal, langjähriger Präsident des Deutschen Teckel-Klubs

    Anfänge des Teckelklubs

    Es ist allgemein bekannt, dass Emil Ilgner 1888 Mitbegründer (Gründungsmitglied war u.a. eben auch R. Benda), des Teckelklub und dessen erster und alleiniger Vorstand war; quasi Schatzmeister, Schriftführer und Vorsitzender in Personalunion. Weniger bekannt ist, dass der Teckelklub und die Sache des Teckels in den ersten Jahren nach Gründung des Klubs kaum voran kommen wollten. Die Mitgliederzahl erreichte zwar bald einen Höchststand von an die 30, pendelte sich aber ebenso schnell wieder gegen 20 ein und stagnierte. Die Hauptursache dafür lag, neben der beinahe völligen Abwesenheit eines echten Klublebens, in den recht hohen Jahresbeiträgen. Ab dem Jahr 1890 wurden diese halbiert und regelmäßige Monatsversammlungen eingeführt. Die Mitgliederzahl kletterte rasch gegen 100, sodass im Mai 1890 in Charlottenburg erstmals ein mehrköpfiger Vorstand mit Ilgner als Vorsitzendem bestimmt wurde. Was auch immer die Gründe gewesen sein mögen, unmittelbar darauf zog sich Ilgner vom Vorsitz zurück und R. Benda übernahm, von dem Ilgner später schreiben sollte „Er war wirklich ein vornehmer Charakter, der eigentlich nur seiner Teckel lebte. Sein Zwinger ‚Reinecke‘ hat im Inland und Ausland einen großen Ruf genossen“.

    Bei allen Verdiensten, die Emil Ilgner ohne Zweifel bei der Gründung des Teckelklubs zukommen: ich halte es nicht für übertrieben zu sagen, dass R. Benda, der das von Ilgner geschaffene kleine Boot ertüchtigte und über das offene Meer auf große Fahrt führte, vielleicht die größere Anerkennung zukommen sollte.

    Er, nicht Ilgner, hatte wesentlichen Anteil an der Entwicklung des Rassestandard 1895, dem ersten völlig eigenständig vom Teckelklub verfassten Rassestandard. Während Ilgner wie erwähnt einem Verein mit ca. 20 bis 30 Mitgliedern vorstand, wuchs die Mitgliederzahl unter Benda rapide an und bildete z.B. 1894 einen Bestand von immerhin bereits 250, darunter auch eine Minderheit von 88 Jägern. Benda war darüber hinaus wohl auch praktischen Sinnes, denn er setzte durch, dass die Kunstbauten für die Schliefenarbeit mit Schiebern ausgestattet wurden. So konnte Chancengleichheit hergestellt und verhindert werden, dass der eine Hund den Fuchs unmittelbar am Eingang stellen konnte, während der andere Hund erst einmal den ganzen Bau absuchen musste um auf den Fuchs zu treffen. Der Kunstbau wie er heute noch verwendet wird, geht somit im Wesentlichen auf R. Benda zurück.

    Um so mehr ärgerte mich, dass über R. Benda zunächst nicht mehr heraus zu bekommen war, als dass es eben einen R. Benda mal gegeben hatte. Selbst der Vorname, immerhin des langjährigen Vorsitzenden und ersten Ehrenpräsidenten (seinerzeit gab es noch nicht den Automatismus, dass jeder Vorsitzende oder Präsident ungeachtet seiner Verdienste Ehrenpräsident wurde), war innerhalb des Dackelklubs, der sich doch so gerne auf seine Tradition beruft, unbekannt.

    Dann muss man eben selbst suchen.

    Am 31. Mai 1891 war im Preußischen Stadt- und Landboten zu lesen „Eine Hundezüchterei im großen Stile will der Rentier Benda aus Lanke hier betreiben. Er hat von der Stadt dazu ein 5 Morgen großes Terrain erworben.“ Lanke ist ein etwa 4 km entfernter Nachbarort von Biesenthal und heute Namensgeber einer Ausfahrt der Autobahn A 11 (Berlin – Pomellen). Um Missverständnisse über das Wort „Rentier“ zu vermeiden: Es handelt sich um eine Bezeichnung für Menschen, die von ihren Kapitalerträgen leben, ohne ein Gewerbe oder einen Beruf auszuüben, keineswegs um Bezieher wie auch immer gearteter Alterseinkünfte.

    Nach einigem Hin und Her – es scheint, als sei die beabsichtigte „Hundezüchterei im großen Stile“ nicht geeignet gewesen, überall Begeisterung auszulösen – kann schließlich am 21. Juli 1891 Lieutnant d.R. Benda beim Magistrat der Stadt Biesenthal einen Bauantrag nebst Bauzeichnung einreichen. Gleichen Tags gibt die Stadtverordnetenversammlung in öffentlicher Sitzung die formelle Zustimmung zum Kaufvertrag mit der Stadtgemeinde und -heutige Bauherren staunen- schon zwei Monate später kann am 21. September 1891 Herr Benda bei der hiesigen Polizeiverwaltung die Rohbauabnahme für seine annähernd quadratische Villa mit zwei Vollgeschossen beantragen lassen. „Im Auftrage des Herrn Benda zeige ergebenst an, dass der Bau im Rohbau abgenommen werden kann. – Mit der Bitte um recht baldige Erledigung, zeichne hochachtungsvoll, F. Grüneberg, Zimmerermeister“. Dichter waren sie nicht, die preußischen Zimmerer, aber offensichtlich tüchtige Handwerker.

    Villa Benda – Hundezüchterei im großen Stile

    Die von Benda errichtete Villa steht noch heute im brandenburgischen Biesenthal bei Bernau unter der heutigen Anschrift Bahnhofstraße 105. In diesem Gebäude und einem Teil des ursprünglichen Grundstücks befindet sich seit 1964 eine Kindertagesstätte.

    Villa Benda | Biesenthal
    Südostansicht Villa Benda um 1910…
    Villa Benda | Biesenthal
    Ehemaliger Haupteingang mit neuerem Anbau der Villa Benda (2016)
    Villa Benda | Biesenthal | "Gartenansicht" mit Zwingermauer
    „Gartenansicht“ mit Zwingermauer

    Trotz vieler An- und Umbauten und einer Grundstücksteilung (das abgetrennte Waldgrundstück blieb glücklicherweise bislang  (2016) unbebaut) sind noch deutlich die ursprüngliche Anlage mit Haupthaus, seitlich und nach hinten versetzt in gebührendem Abstand anschließendem Wirtschaftsgebäude (nach heutigen Maßstäben selbst ein stattliches Wohnhaus), die einen quadratischen Hof bilden und die die beiden Gebäude verbindende und das Wohn- vom sonstigen Grundstück abgrenzende durchbrochene Mauer zu erkennen.

    Wo sich früher die „Hundezüchterei im großen Stile“ abspielte – jenseits der Mauer – befindet sich heute zum Teil der Spielplatz der Kinder. Anhand der erfolgten Planierung, die sich über die Grenzen des heutigen Kindergartens fortsetzt, und des dort teilweise noch vorhandenen ortsuntypischen Baumbestandes lassen sich die stattlichen Ausmaße der ursprünglichen parkähnlichen Anlage nachvollziehen.

    Über die Gründe für die Umsiedlung Herrn Bendas nach Biesenthal kann man nur spekulieren. Warum treibt jemand 1891 erheblichem Aufwand und setzt bedeutende finanzielle Mittel ein, nur um aus einem zugegebenermaßen kleinen Dorf 4 km weiter in eine allerdings auch nicht gerade pulsierende Kleinstadt umzusiedeln? Mag sein, dass das ansässige Genesungsheim des Gardes du Corps, vielleicht die im Vorjahr erfolgte Wahl zum Vorsitzenden des Teckelklubs und ein damit einhergehendes Repräsentationsbedürfnis, ganz sicher aber der rasante Aufschwung des Bahnverkehrs in Zeiten der Pferdedroschken eine Rolle gespielt haben.

    Seit 1842 war die Bahnstrecke Berlin – Eberswalde in Betrieb. Sie führte zunächst weit am Luftkurort Biesenthal vorbei. Mit der Einrichtung eines Haltepunktes Biesenthal im August 1843 und der unmittelbar danach erfolgenden Erweiterung der Streckenführung nach Stettin streckte sich die Stadt zusehends nach Osten. Nach der 1891 erfolgten Vereinigung mit dem domainenfiskalischen Gutsbezirk Colonie Biesenthal, gelegen zwischen der Stadt und dem Bahnhof, war die Entwicklung des langen „Chausseeweg zum Bahnhof“, zunächst ein einfacher Sandweg, logische Folge. Bedenkt man, dass Ilgner seinerzeit wie selbstverständlich vom Versand läufiger Hündinnen zum Deckrüden per Bahn ausging, wundert es nicht, dass die Bendasche Villa nur etwas mehr als 500m vom Bahnhof entfernt errichtet wurde. Um so weniger, als R. Benda auch als Ausstellungsrichter national und international aktiv war.

    In dieses Bild passt der Umstand, dass Herr Benda auch durch einen der ersten Telefonanschlüsse in Biesenthal -Rufnummer 19- die Verbindung mit der Welt suchte.

    Familie Benda aus Charlottenburg

    Jagd und Hundesport, wie man Zucht, Ausstellung und Gebrauchsarbeit seinerzeit zusammenfassend nannte, waren zur damaligen Zeit abgesehen von Berufsjägern ausschließlich etwas für Leute von Stand und -wie der Bau der Villa zeigt- einigem Vermögen. Menschen, die ihr Auskommen gefunden haben, neigten seinerzeit nicht dazu, mal hier mal dort ihre Zelte aufzuschlagen. Es gab und gibt zwar in Lanke ein Schloß -heute ein Hotel- dazu hatte aber Herr Benda keine ersichtliche Verbindung; dieses befand sich im Besitz der Familie von Redern. Hinzu kommt, dass Lanke bis auf das Schloss, ein Bauern- und ein Fischerhaus, 1866 einschließlich der Kirche vollständig abgebrannt war. Wie also kommt jemand aus Lanke zu Geld?

    Ermelyn-Reinecke (rot). Besitzer: R. Benda, Biesenthal.
    Ermelyn-Reinecke (rot). Besitzer: R. Benda, Biesenthal.

    Die ersten Gänge führten mich auf die Friedhöfe von Lanke und Biesenthal. Vielleicht waren dort Spuren einer Familie Benda zu finden? Lanke war insoweit eine Enttäuschung. Ein klitzekleiner Friedhof, der alle Vorurteile über Neufünfland zu bestätigen schien. Junge und jüngste Gräber, nichts altes, keine Familie Benda; es wirkte, als habe jemand den Friedhof bis auf zwei, drei pittoreske Grabstellen platt gemacht und jüngst erst wieder in Betrieb genommen.

    In Biesenthal leider kein aus meiner Sicht wesentlich besseres Bild: Zwar ist der Friedhof groß und weist aus vielen Epochen interessante Grabdenkmäler und einen jüdischen Friedhof auf (allerdings wurden auch hier die ab 1671 ansässigen Juden als Sündenböcke für einen der Stadtbrände im 18. Jhdt. schon vertrieben, was aber auch nicht verhinderte, dass der Friedhof in der NS-Zeit zur Sicherheit verwüstet wurde), aber eben keine Grabstelle mit dem Namen Benda.

    R. Benda-Biesenthal, langjähriger Präsident des Deutschen Teckel-Klub
    R. Benda – Biesenthal, langjähriger Präsident des Deutschen Teckel-Klub

    Schließlich half das Kreisarchiv des Landkreis Barnim in Eberswalde weiter. Dort findet sich die Sterbeurkunde 37/1921 des Standesamts Biesenthal vom 20. Juli 1921 in der es heißt: „ Vor dem unterzeichneten Standesbeamten erschien heute, der Persönlichkeit nach bekannt der Bürgermeister außer Diensten Bernhard Steller (…) und zeigte an, daß der Rentier Heinrich Richard Benda, 64 Jahre alt (…) wohnhaft in Biesenthal, Bahnhofstraße 101a, geboren zu Berlin, verheiratet mit Margarete, geb. Altmann, zu Biesenthal in seiner Wohnung am neunzehnten Juli des Jahres tausend neunhundert einundzwanzig nachmittags um sieben Uhr verstorben sei“.

    Damit scheint fest zu stehen, dass Lanke, wenn überhaupt, nur eine Zwischenstation war. Vieles spricht dafür, dass Benda nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst sich Zeit ließ mit der Suche nach einem Ort des Sesshaftwerdens. So zeigt die zum Bauantrag von 1891 beigefügte Entwurfszeichnung die Ansicht eines Landhauses im englischen Stil (das so nie gebaut wurde) und ist als Entwurf für ein „Landhaus des Herrn Rentier Benda in Liebenwalde“ überschrieben. Wir dürfen ohne zu sehr ins Spekulative abzugleiten wohl annehmen, dass Richard Benda ganz gezielt nach einem Anwesen in wildreicher Gegend suchte.

    Wenn wir die Altersangabe aus der Sterbeurkunde als richtig unterstellen, dann war Herr Benda 1891 gerade mal 34 Jahre alt Vorsitzender des Teckelklubs geworden und Leutnant der Landwehrkavallerie. Letzteres zusammen mit den anderweitigen Angaben „Leutnant der Reserve“ oder „Leutnant a.D.“ stützt die Annahme, dass Herr Benda sein Vermögen nicht aus eigener Kraft erworben hat, sondern bereits aus vermögendem Haus stammt, denn Leutnant zu sein war in der damaligen Zeit finanziell gesehen selbst im aktiven Dienst ein erhebliches Zuschussgeschäft. Von seinem Sold konnte und sollte vor allem ein Leutnant in der preußischen Armee nicht leben. Das sollte auch nach Wegfall des Adelsprivilegs weiterhin sicherstellen, dass keine Angehörigen „offiziersunwürdiger“ Schichten Zugang zur Offizierslaufbahn erhalten. Folgerichtig gab es dann auch erst ab „Major aufwärts“ einen Sold, der für sich genommen hätte Lebensgrundlage für eine Familie sein können.

    In der Folge jedenfalls hat sich der Neubürger Benda durchaus in das Biesenthaler Gemeinwesen eingebracht. Der Preußische Stadt und Landbote v. 17.12.1898 vermeldet zu den am 14. Dezember erfolgten Stadtverordneten-Ersatzwahlen:
    „(…) In der ersten Abtheilung wählten von 28 eingetragenen Wählern 15. Sämtliche 15 Stimmen erhielt der Rentier Benda, welcher ebenfalls für die Zeit bis Ende 1899 als Stadtverordneter gewählt wurde.“ Der Leser wundere sich nicht über die geringe Zahl der Wahlberechtigten: Wir befinden uns noch in den Zeiten des Dreiklassenwahlrechts nur für Männer. Die männlichen Steuerzahler einer Gebietskörperschaft werden beginnend mit den Männern des niedrigsten Steueraufkommens so drei Gruppen zugeteilt, dass jede Gruppe am Ende etwa 1/3 des Steueraufkommens der Körperschaft repräsentiert und jede Gruppe wählt dann 1/3 der zu vergebenen Mandate. (Alfred Krupp z.B. wählte in Essen in der ersten Abteilung alleine und bestimmte damit zu 1/3 mindestens die Politik der Stadt).

    Heinrich Richard Benda war bis 1912 Stadtverordneter und befasste sich in der Hauptsache mit Ökonomie- und Bau-, insbesondere Straßenbausachen, wie über die folgenden Jahre verstreut der Preußische Stadt- und Landbote immer wieder einmal mitteilt, der auch eine gewisse Großzügigkeit Bendas der Gemeinde gegenüber herausstellt, wenn er z.B. am 02.12.1906 berichtet: „Herrn Leutnant a.D. Benda gebührt neuer Dank wiederum dafür, daß er in freudiger Betätigung eines nachahmungswürdigen Sinnes für die Allgemeinheit auch in diesem Jahre Steinstufen auf dem großen Schloßberge auf seine Kosten hat liefern und legen lassen.“

    Das große Ereignis in jenen Jahren jedoch bleibt öffentlich unerwähnt. 1903 heiratet Heinrich Richard Benda. Aus der Heiratsurkunde Nr. 242/1903 des Standesamts Deutsch Wilmersdorf lernen wir, dass er -durch Jagdschein ausgewiesen- am 28. November die 45-jährige und damit drei Jahre ältere Margarete Altmann ehelicht. Neben dem Altersunterschied fällt ein weiteres und für die damalige Zeit eher unübliches Detail auf: Frau Altmann ist eine geschiedene Schoenau. Ob sich dahinter eine pikante Geschichte verbirgt oder schlicht ein gesellschaftlich und ökonomisch sinnvolles Arrangement wissen wir nicht. Jedenfalls war Frau Altmann, wenn auch dem eigentlich heiratsfähigen Alter entwachsen, als Tochter des „Liqueur- und Essenzenfabrikanten“ Josef Altmann nicht unvermögend, was den nach den Worten Ilgners ohnehin nur für seine Teckel lebenden Heinrich Richard Benda kaum gestört haben dürfte.

    Die Eheurkunde gibt uns mit dem 08. Januar 1857 zum ersten Mal das konkrete Geburtsdatum Heinrich Richard Bendas und löst auch das Rätsel des Geburtsortes. Nicht „Berlin“, wie in der Sterbeurkunde angegeben, oder Lanke sondern Charlottenburg, genauer gesagt Westend, damals ebenso wie Wilmersdorf noch selbständige Gemeinden, hörte die ersten Schreie des kleinen Richard als Sohn des königl. Oberförsters Heinrich Otto Ludwig Alexander Benda und seiner Ehefrau Anna Mary geb. Knight (nach anderen Quellen Anne Mary). Auf den Tag 2 Monate später erfolgte zur evangelischen Kirche Sankt Nikolai in Spandau die Taufe.

    Dem Elternhaus scheint es, wie es sich für einen Verwaltungsbeamten des höheren Dienstes, was ein Oberförster war, ziemte, an patriotischer Gesinnung nicht zu fehlen. Nach Louis Schneider, Duncker 1872, wurde „Frau Oberförster Anna Mary Benda, geb. Knight zu Westend bei Charlottenburg“ das „Verdienstkreuz für Frauen und Jungfrauen“, gestiftet auf Anregung der Kaiserin Augusta von Kaiser Wilhelm I., verliehen. Das entsprechende Patent datiert auf den 18. Juni 1871, das Datum der als „Friedens- und Dankfest“ deklarierten Siegesfeier über Frankreich. Die Auszeichnung war gedacht als Ergänzung zum 1814 gestifteten Louisenorden, dem höchsten preußischen Damenorden, dessen Trägerinnen zwingend preußische Staatsbürgerinnen sein mussten und die Zahl 100 nicht überschreiten durften.

    Die Rangliste der kgl. Sächs. Armee, (nach der 1871 erfolgten Reichsgründung) XII Armeekorps des Dt. Heeres, weist sodann für 1873 den Cadet Heinrich Richard Benda als Angehörigen des Cadetten-Corps, II. Division, aus und die „Rang- und Quartier – Liste der königl. Preußischen Armee für 1891“ verzeichnet ihn im Rang des Seconde – Lieutenant der Cavallerie als Bezirksoffizier des Landwehrbezirks Jüterbog. Bezirksoffiziere der Landwehr waren in der Regel nicht mehr im aktiven Dienst.

    Verkauf der Villa Benda

    Der Weltkrieg 1914-18 setzt auch dem geordneten Leben in Biesenthal und erst recht im Hause Benda ein Ende. Zunächst brachte das Jahr 1916 noch einmal in Gestalt der Ernennung zum Ehrenvorsitzenden des Teckelklubs verdiente Anerkennung. 1918 aber verkauft Heinrich Richard Benda seinen Grundbesitz in der Bahnhofstraße 105. Nach dem Weltkrieg führt das Adressbuch 1919 als neuen Eigentümer der Bendaschen Villa einen Major a.D. Paul Langenstraß, der 1963 das Grundstück an die Stadt mit der Auflage, dieses sozialen Zwecken zuzuführen, überträgt und sodann in den Westen übersiedelt.

    Die mündliche Überlieferung besagt, dass die Inflation Herrn Benda schwer zu schaffen machte und zur Veräußerung der Villa zwang. Es scheint mir vom Zeitablauf jedoch wahrscheinlicher, dass Heinrich Richard Benda wie so viele andere sein Kapital durch die Zeichnung von spätestens 1918 wertlos gewordenen Kriegsanleihen weitestgehend vernichtet hatte. Daher musste er seine Immobilie zu Geld machen und siedelte sich in der unmittelbaren Nachbarschaft auf dem wesentlich kleineren Gebäude und Grundstück Bahnhofstraße 101a als Mieter an. Dem Verkaufserlös – und damit der Bendaschen Lebensgrundlage insgesamt – mag dann die einsetzende Hyperinflation tatsächlich den Garaus gemacht haben. Immerhin wies im Oktober 1921 die Mark nur noch ein Hundertstel ihres Werts von 1914 auf. Das aber ist Spekulation, wenn auch auffällt, dass zur Anzeige des in relativ jungen Jahren erfolgten Todesfalls beim Standesamt der zu den Stadtverordnetenzeiten Bendas tätige und nun ehemalige Bürgermeister bemüht wurde, dessen nachwirkende Autorität jedenfalls all zu weit gehende Fragen verhindert haben würde.

    Auf seine Weise ein sehr deutsches Leben, wie so viele und wie alle anderen nicht wert, vergessen und auf „R. Benda“ reduziert zu werden.

    *Wir danken für wertvolle Anregungen, Informationen und Hilfen vor allem
    Frau Gertrud Poppe, Biesenthal
    Der Stadt Biesenthal
    Dem Kreisarchiv des Landkreis Barnim, Eberswalde
    Der Bibliothek der „Akademie der Bundewehr für Information und Kommunikation (AiK)“, Strausberg
    Frau Hilda ten Kate und Herrn Herman Nijhuis, NL-Elim, erfolgreiche Züchter und getreue Archivare in Sachen Teckel


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