Picasso malte den Teller am 19. April 1957 in seinem Haus in Frankreich. Der Dackel namens Lump gehörte dem Fotojounalisten David Douglas Duncan, der in dem Buch Picasso & Lump: A Dachshund’s Odyssey seinem Hund ein photographisches Denkmal schuf. Dieser Speiseteller wurde später von Museumskuratoren, millionenschweren Sammlern und sogar alten Freunden von Duncan mit Neid betrachtet.

Im Jahr 1957 besuchte Duncan seinen Freund Picasso in dessen Haus bei Cannes. Als Kopilot neben ihm saß sein Dackel Lump. Als sie an diesem historischen Tag in Picassos Villa ankamen, entschied Lump, dass er das Paradies auf Erden gefunden hatte und bei Picasso einziehen würde, ob der Künstler ihn nun willkommen hieße oder nicht. […] Am Tag, als sie sich begegneten, wurde Lumps Porträt von Picasso auf einem Teller verewigt.

Picasso & Lump: A Dachshund’s Odyssey
Picasso malt Lump

Der aus Kansas City (Missouri) stammende David Douglas Duncan ist vor allem als Fotograf des Koreakriegs bekannt. Seine Bilder brachten unzähligen Amerikanern die Brutalität des Krieges nahe, die sich verständlicherweise, mit den Erinnerungen an den gerade beendeten Zweiten Weltkrieg noch frisch im Gedächtnis, nichts sehnlicher wünschten, als das Gemetzel auszublenden, das in ihrem Namen eine halbe Welt entfernt angerichtet und ertragen wurde.

Seit den Sechzigerjahren lebte Duncan an der Cote d’Azur und entwickelte eine so enge Freundschaft zu Pablo Picasso, dass er ganze Monate in dessen Künstlervilla verbrachte und insgesamt sieben Bücher über ihn verfasste. Er war die einzige Person, die viele von Picassos privaten Gemälden fotografieren durfte.

„Als ich Picasso besuchte, kam Lumpi mit, sah sich um: ‚Das ist meins – ciao’ – und verließ mich, um mit Picasso zu leben.“

David Douglas Duncan
Picasso malt Lump
Picassos Aufnahme von Lump in seine Familie ging so schnell, dass Jacqueline sprachlos war.

„Was da zwischen Picasso und Lumpi war? Sie waren seelenverwandt. Picasso war ein Einzelgänger. Einer, der sein Leben schnurgerade geht. Und Lump auch. Wenn man ihn aufhob, drehte er sich weg. Ich glaub, er mochte mich. Aber er konnte es nicht leiden, wenn man ihn festhielt.“

David Douglas Duncan

Duncan spendete den von Picasso signierten und datierten Teller im Jahr 2011 dem Ransom Center in Austin, Texas. Er hatte dem Center schon 1996 sein persönliches Archiv überlassen, welches mehr als 36.000 Abzüge, 87.000 Negative und 21.000 Diapositive sowie Korrespondenz, Manuskripte, Kameraausrüstung, Kunstwerke und persönliche Gegenstände enthält.

1964 wurde Duncan bei einem Besuch bei Picasso darüber informiert, dass es Lump nicht gut ging. Der Hund litt an einer Wirbelsäulenerkrankung, die dazu führte, dass er seine Hinterbeine nicht mehr gebrauchen konnte, und wurde von einem örtlichen Tierarzt in Cannes betreut. Duncan besuchte den Tierarzt und erfuhr, dass die Krankheit nicht geheilt werden konnte und der Tierarzt ihn nicht mehr fütterte. Duncan holte eine zweite Meinung ein, nahm den Hund zurück und fuhr mit ihm nach Stuttgart.

„Ich fuhr über Nacht mit Lump nach Stuttgart und fütterte ihn über meine Schulter mit meinen Erdnussbuttercrackern. Dort gab es einen berühmten Tierarzt, der sofort sagte, nachdem er Lumps Pfoten berührt hatte, dass er nicht gelähmt war.

Nach einer mehrmonatigen Behandlung kam Lump zurück und lebte mit uns in Rom. Danach lief er immer ein bisschen wie ein betrunkener Seemann, aber er hatte noch 10 Jahre lang ein gutes Leben. Wir trugen ihn in einer PanAm-Tasche herum…

Und wissen Sie was? Dieser kleine Hund, geboren 1956, und Picasso, geboren 1881, starben 1973 innerhalb von 10 Tagen.“

David Douglas Duncan

Am 7. Juni 2018 verstarb David Douglas Duncan im Alter von 102 Jahren im südfranzösischen Grasse. Er gilt als einer der wichtigsten Fotojournalisten des 20. Jahrhunderts.

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